In der zehnten Ausgabe von #dunkbar bringt euch BVSA-Freiwilligenkoordinator Franz Bender die nächste ehrenamtlich tätige Person aus unserer Basketball-Familie im traditionellem Interviewformat näher.
Auf diesem Wege möchten wir weiterhin einen wichtigen Teil zur Anerkennungskultur des Ehrenamts im BVSA beitragen und Euch Personen näherbringen, die Ihr vielleicht noch nicht persönlich getroffen habt oder die Euch nur aus Spielberichten, dem Saisonheft oder E-Mail-Verteilern bekannt sind. Außerdem wird #dunkbar auch Einblicke in die unterschiedlichsten Aufgabenfelder von Ehrenamtlichen gewähren und ihre ganz persönliche Geschichte schildern. Gerne können Personen für diese Kategorie bei der BVSA-Geschäftsstelle vorgeschlagen werden.
In der aktuellen Ausgabe von #dunkbar stellen wir euch Oliver Krösch von den Hansebaskets Salzwedel vor.
Wie bist du zu deinem Ehrenamt gekommen? Wer hat dich angeworben?
"Mein Interesse für Basketball entwickelte sich bei mir mit circa 17 Jahren. Das war ungefähr 1997. Wie bei Vielen war Michael Jordan nicht ganz unschuldig daran. Er war – zusammen mit Scotti Pippen - mein Idol. In Salzwedel, wo ich damals wohnte, gab es aber keine Mannschaft, bei der ich trainieren konnte. Also bin ich zwei Mal pro Woche zum Training nach Gardelegen gefahren. Es ließ mir aber keine Ruhe, dass es in Salzwedel kein Basketball-Team gab. Deshalb habe ich mich an meiner ehemaligen Schule umgehört, um Verbündete zu finden. Dort traf ich auf Carmen Reck, meine damalige Sportlehrerin und Leiterin der Basketball AG. Sie unterstütze mich in dem Vorhaben eine eigene Mannschaft auf die Beine zu stellen. Ich spielte zu dieser Zeit parallel Volleyball, deshalb lag es nahe im Volleyballverein zu fragen, ob Carmen und ich eine Sektion Basketball ins Leben rufen dürfen. So wurde ich dann Spieler-Trainer. Man kann also sagen, dass ich mit dem Beginn meiner Basketball-Laufbahn freiwillig engagiert war.
Schiedsrichter wurde ich, weil ich nicht schnell genug einen Schritt zurück gemacht habe. (grinst) Als ich 20 Jahre alt war und ich kurzeitig bei einem Team in Niedersachsen spielte, wurde gesagt: Wir brauchen Schiedsrichter! Alle standen in einer Reihe und es hieß Freiwillige vor. Jeder machte einen Schritt zurück und ich war halt einfach zu langsam. Ganz ehrlich? Ich hatte gar keinen Bock darauf und habe es nur gemacht weil ich musste."
Wie sieht dein Ehrenamt aus? Aus welchen Aufgaben setzt es sich zusammen?
"Meine Hauptaufgabe im BVSA ist die Ansetzung der Schiedsrichter im Herren- und Damenbereich, von der Bezirks- bis zur Oberliga. Ich schildere mal kurz den Ablauf meiner Aufgabe. Als erstes frage ich alle Schiedsrichter nach den Terminen, die sie blocken wollen. Das passiert ungefähr bis Mitte des Monats. Anschließend stimme ich mich mit Hannes Eley ab, der die Ansetzungen im Jugendbereich organisiert. Danach teile ich die Schiedsrichter den einzelnen Spielen zu. Innerhalb der nächsten 5 Tage werden dann circa 10% der Ansetzungen wieder zurückgegeben, weil die Termine aus irgendwelchen Gründen doch nicht passen. Ab diesem Punkt arbeiten Hannes und ich wochenweise die offenen Spiele ab. Dabei geht die meiste Zeit drauf, weil ich vieles am liebsten telefonisch kläre.
Nebenbei helfe ich im BVSA bei der Ausbildung der Nachwuchs-Schiedsrichter und fungiere als Mentor. Ein paar Mal pro Jahr referiere ich auch bei Fortbild- und Ausbildungsterminen.
Mehr oder weniger außerhalb des BVSA bin ich als Schiedsrichter aktiv. Vor 20 Jahren begann ich damit und habe mich sukzessive hochgearbeitet. Nach 8 Jahren Oberliga wurde ich in den Regionalliga-Kader berufen. Mittlerweile leite ich seit 5 Jahren Spiele der 1. Regionalliga (Nord). Zusätzlich aber auch JBBL, NBBL und 2. Bundesliga Damen."
Wie viel Zeit investierst du?
"Am meisten Zeit nimmt tatsächlich das Organisieren der kurzfristigen Ansetzungen und die Fahrerei zu den Spielen der 1. RLN in Anspruch. Zum Glück lässt sich das gut miteinander kombinieren. Durch meine Arbeit als Referee pendle ich zwischen Osnabrück und Königs Wusterhausen, bzw. zwischen Cuxhaven und Göttingen. Da mein Wohnort Wolfsburg ziemlich genau in der Mitte der Orte liegt, könnte es mit der Fahrerei auch schlimmer sein.
Es ist schwer zu sagen, wie viel Zeit ich pro Woche investiere. Ich schätze 20-30 Stunden. Hinzu kommen mindestens 10 Stunden als Schiedsrichter. Denn, neben der Fahrtzeit und der Zeit in der Halle, muss ich auch meine eigenen Spiele nacharbeiten. Das bedeutet: Die Spiele komplett anschauen, Szenen auswählen, diese zu einem Video zusammenschneiden und anschließend mit meinem Mentor auswerten. Auch deshalb habe ich meine berufliche Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche reduziert."
Was macht dir Spaß und was ärgert dich?
"Ich bin eigentlich kein Mensch, der sich groß ärgert. Ich war schon immer ein gelassener, entspannter und positiv denkender Typ. Auch weil ich glaube, dass man mit Toleranz und Harmonie viel weiter kommt, als mit dem Gegenteil davon. Klar, kurzfristige Rückgaben von Spielen durch die angesetzten Schiedsrichter sind natürlich ärgerlich, aber ich sehe das eher als eine Herausforderung. Ich finde fast immer eine Lösung. Wirklich ärgerlich ist es nur, wenn Spiele tatsächlich ausfallen müssen.
Freude bereitet es mir, wenn wir aus der Misere, die wir durch die wenigen Schiedsrichter in Sachsen-Anhalt haben, das Beste rausholen und wir es schaffen, sämtliche Spiele abzudecken, um den Spielbetrieb am Laufen zu halten."
Was machst du eigentlich neben dem Basketballfeld?
"Wenn dann mal Zeit ist, dann geht natürlich die Familie vor. Familie, das sind meine Freundin und Ihr Sohn, der aber mit 15 Jahren längst sein eigenes Ding macht, meine Hündin und ich. Ich habe noch einen leiblichen Sohn, der bei seiner Mutter in Ingolstadt lebt. Er kommt oft zu Besuch, aber eigentlich hängt er die meiste Zeit mit seinen Freunden ab. Logisch, das haben wir mit 16 Jahren auch so gemacht.
Ich spiele nebenbei noch Volleyball und ich liebe Reggae. Ich war sogar eine Zeit lang als Hip Hop- und Reggae-DJ unterwegs. Ein fester Termin ist seit 7 Jahren das Reggae-Jam Festival in Osnabrück. Dort sind zwar ca. 80.000 Besucher, aber ich empfinde die Zeit von Donnerstag bis Sonntag wie Urlaub, weil die Leute alle total entspannt sind.
Meine große Leidenschaft ist aber meine Hündin Laima. Ich wollte schon immer einen Hund und als ich mit meiner Freundin zusammen in eine Wohnung mit einem kleinem Grundstück gezogen bin, dachte ich mir: "Jetzt ist DIE Gelegenheit." Ich wusste, dass ich kaum Zeit für einen Hund hatte, also habe ich Laima schon als Welpen überall mit hingenommen und sie auch dementsprechend erzogen. Sie ist mittlerweile 8 Jahre alt, grundsätzlich ohne Leine unterwegs und sehr entspannt und gelassen. Sie sucht sich in den Hallen, in denen ich als Schiedsrichter unterwegs bin, ihr Plätzchen und wartet ganz ruhig, bis ich fertig bin. Es ist manchmal schon ein bisschen schwierig, da in Sporthallen grundsätzlich ein Tierverbot herrscht. Aber das bekomme ich fast immer geregelt. Nur in Wolmirstedt gib es keine Ausnahme. (lacht) Dort gibt es einen ziemlich strengen Hallenwart.
Ich will demnächst auch eine Hundetrainer-Ausbildung machen. Aktuell helfe ich schon einigen Hundebesitzern bei der Erziehung Ihrer Vierbeiner. Mein großes Vorbild ist hier Cesar Millan, dessen Tipps ich gern selbst anwende.
Warum Basketball? Oder könntest du dir eine ehrenamtliche Tätigkeit in einem anderen Genre vorstellen?
Wie gesagt, zur Hochzeit von Michael Jordan wurde mein Interesse für Basketball geweckt. In der Saison 1996/1997 wurde die NBA noch live im deutschen Fernsehen übertragen und ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich zusammen mit Freunden bis 6:00 Uhr morgens die Finals geschaut habe. Wer einschlief, wurde übrigens angemalt! (lacht) An diese Zeit denke ich heute noch gern zurück. Sie beschreibt auch ganz gut, welche Begeisterung der Basketball in mir hervorruft.
Als ich mit 20 Jahren anfing, Spiele als Schiedsrichter zu leiten, habe ich natürlich im Laufe der Zeit den einen oder anderen Referee kennengelernt. Man traf sich immer wieder bei Spielen oder Lehrgängen. Nach mittlerweile zwei Jahrzehnten hat sich daraus eine starke Gemeinschaft gebildet, die ich nicht missen möchte. Also, klare Antwort: Nein, ich kann mir nicht vorstellen irgendwo anders als im Basketball ein Ehrenamt auszuführen.
Wenn du einen Wunsch für den Basketball in Sachsen-Anhalt frei hättest, wie würde dieser lauten?
Ehrlich gesagt habe ich noch nie darüber nachgedacht. Ich will auf jeden Fall, dass die Basketball-Gemeinschaft noch sehr lange erhalten bleibt. Und, obwohl die Zusammenarbeit mit Carsten Straube, Hannes Eley und auch Ulf Krayl großen Spaß macht, wäre vielleicht ein Nachfolger oder jemand, der mich bei der Ansetzung der Schiedsrichter unterstützt, wünschenswert.
Und wie sieht es mit zusätzlichen Schiedsrichtern aus?
Ach ja, klar. Schiedsrichter! Wir brauchen mehr Schiedsrichter in Sachsen-Anhalt. (lacht)
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