#dunkbar - Nr. 14: Christian Huhn und der Hallenser Basketball
In der 14. Ausgabe von #dunkbar bringt euch BVSA-Freiwilligenkoordinator Franz Bender die nächste ehrenamtlich tätige Person aus unserer Basketball-Familie im traditionellem Interviewformat näher. Auf diesem Wege möchten wir weiterhin einen wichtigen Teil zur Anerkennungskultur des Ehrenamts im BVSA beitragen und Euch Personen näherbringen, die Ihr vielleicht noch nicht persönlich getroffen habt oder die Euch nur aus Spielberichten, dem Saisonheft oder E-Mail-Verteilern bekannt sind. Außerdem wird #dunkbar auch Einblicke in die unterschiedlichsten Aufgabenfelder von Ehrenamtlichen gewähren und ihre ganz persönliche Geschichte schildern.
Gerne können Personen für diese Kategorie bei der BVSA-Geschäftsstelle vorgeschlagen werden.
Wie bist du zum Basketball und zu deinem Ehrenamt gekommen? Wer hat dich angeworben?
„Meinen ersten Kontakt zum Basketball hatte ich in der Grundschulzeit durch meinen Vater, der selbst aktiv Basketball gespielt hat. Ich bin durch ihn als Mini zum SC HPW 69 Halle gekommen. Nach wenigen Monaten im Verein fand ich mich plötzlich beim Göttinger Mini-Turnier wieder, was ein ganz besonderes Ambiente versprühte. Das hat mich sofort abgeholt.
Mein damaliger Trainer, Wolfgang Mielke, war ein richtig harter Hund. Als wir mitten im Winter ein Outdoor-Konditionstraining über uns ergehen lassen mussten, kehrte ich dem Basketball erstmal den Rücken. Mit einem Zwischenstopp beim Ruderverein Böllberg/Nelson e.V. und einem kurzen Intermezzo beim Fußball kehrte ich mit 16 Jahren zurück zum Basketball beim HTB Halle. Obwohl ich zu dieser Zeit eher ein Freiplatzspieler war und sehr oft mit meinen Freunden auf den Streetballplätzen von Halle spielte, fühlte ich mich dort gleich sehr wohl.
Zum Ehrenamt kam ich letztendlich mit 20 Jahren, als beim HTB ein Trainer für die A-Jugend gesucht wurde. Als Spieler hat man einige Trainer gesehen und miterlebt und da dachte ich mir damals: Das kann ich auch - bis ich merkte, es ist doch nicht ganz so einfach eine Mannschaft zu betreuen (lacht).
Ein paar Jahre später wagte ich den nächsten Schritt und fing als Co-Trainer von Michael Schaks bei der männlichen U14 des USV Halle an. Ich wollte mir in erster Linie neue Impulse in Sachen Trainingsinhalte im leistungsorientierten Nachwuchsbereich holen. Erfreulich war, dass wir in den ersten beiden Jahren gleich zweimal den Landesmeistertitel von Sachsen-Anhalt in unserer Altersklasse holten, was dazu führte, dass ich in Sachen Trainerwesen und Ehrenamt einen erheblichen Motivationsschub bekam.“
Wie sieht dein Ehrenamt aus? Aus welchen Aufgaben setzt es sich zusammen?
"Mein Ehrenamt hatte in der Vergangenheit neben meiner Trainertätigkeit mehrere Facetten. Nach einiger Zeit als Jugendtrainer bei USV Halle bemerkte ich, dass trotz der sportlichen Erfolge und der tollen Arbeit aller ehrenamtlichen Trainer*innen - ob nun bei den Minis, Senioren und Oldies beim USV - die Öffentlichkeit in Halle und Umgebung meiner Meinung nach zu wenig davon mitbekam. Das wollte ich gerne ändern. Aus diesem Grund habe ich 2009 die Verantwortung für die Website und die Öffentlichkeitsarbeit beim USV übernommen. Da ich 2007 zusätzlich noch Basketball-Schiedsrichter geworden bin, war es zeitlich nicht mehr möglich, den Trainerjob im Nachwuchsbereich beim USV weiter auszuüben. 2012 kam mir die Idee zu einem Benefiz-Basketball-Spiel, um ein wenig aus der Basketball-Blase auszubrechen und gleichzeitig etwas Gutes für andere soziale Vereine aus der Region zu tun. So entstand mit rhinos4help ein echtes Herzens-Projekt. Unter dem Motto: ‘Basketball als Medizin‘ organisierte ich zusammen mit der Sektion unter anderem ein alljährliches Wohltätigkeitsspiel zur Weihnachtszeit, welches zeitweise mit bis zu 400 Zuschauern sehr gut angenommen wurde. Die gesamten Erlöse aus diesen Spielen spendeten wir beispielsweise an die Kinderkrebshilfe Halle, das ambulantes Kinderhospiz Halle oder den Muko-Verein Halle.Projekte auf die Beine zu stellen und diese auch über längere Zeit am Leben zu erhalten, dies begeisterte mich. So kam es, dass ich zusammen mit Marcus Zawatzki den Cierpinski-Rhinos-Mini-Cup ins Leben rief. Das Mini-Basketball-Turnier wurde von Jahr zu Jahr größer und war zeitweise das größte Miniturnier Mitteldeutschlands. Teams kamen aus ganz Mitteldeutschland und sogar aus Bayern.2016 hieß es dann „Back to the roots“. Während einer Vorstandssitzung habe ich von Problemen mit einem Trainer in der damaligen U10-Mannschaft erfahren. Deshalb habe ich den Trainer anfangs ein wenig unterstützt. Eigentlich wollte ich das lediglich eine Saison lang machen und alles wieder in die richtigen Bahnen lenken. Aber dann kam alles anders: Dort war ein Kind, das beim Basketballspielen immer gelächelt und gelacht hat. Es hatte, egal bei welchen Übungen, immer große Begeisterung ausgestrahlt und wollte sich ständig verbessern. Das hat mich komplett ‘gecatched‘ und plötzlich stand ich wieder zwei bis dreimal die Woche als Trainer in der Sporthalle. Das bedeutet, dass ich zwei von drei Trainingseinheiten der männlichen U10 durchgeführt habe und für die ganze Organisation drumherum zuständig gewesen bin. Auch die Öffentlichkeitsarbeit zählt weiterhin zu meinen Aufgaben, sowie die Vorstandstätigkeit. Aktuell haben wir zusätzlich eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben gerufen, um eine(n) hauptamtlichen Jugendtrainer*in einstellen zu können."
Wie viel Zeit investierst du?
"Es ist schwer, das zeitlich einzuordnen. Vielleicht um die 15 Stunden pro Woche, wenn viel zu tun ist. Aber das variiert natürlich. Bei größeren Projekten investiere ich natürlich etwas mehr Zeit. Während der Corona-Zeit waren es vielleicht 10 Stunden. In dieser Zeit bestand die Herausforderung eher darin, die Kids mit Hilfe von Online-Angeboten beim Verein zu halten. Es ist immer schwer zu unterscheiden, was ist Ehrenamt und was ist Leidenschaft. Die Übergänge sind meist fließend. In letzter Zeit waren es durch die Corona-Pandemie zunehmend organisatorische Aufgaben, was mich so frustrierte, so dass ich letztes Jahr in Erwägung gezogen habe, vom Trainerdasein zurückzutreten. Aber dann standen nach den Sommerferien plötzlich 30 Kinder in der Halle. Da konnte ich einfach nicht aufhören."
Was macht dir Spaß und was ärgert dich?
"Wir haben es ja schon angesprochen, die Freude der Kinder in ihren Augen, wenn sie ihre ersten Erfolge beim Basketball feiern. Ihr erster Korb, die erste Turnier-Teilnahme, zum ersten Mal einen Pokal gewinnen. Das ist unbezahlbar.
Als unschön empfinde ich die Kommunikation mit Ämtern. Gerade in der Corona-Zeit war dies sehr schwierig. Unser Ziel war es, die Kids zu bewegen und dann standen Outdoor-Basketballplätze, die nicht genutzt wurden, aus nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen nicht mehr zur Verfügung. Das hat mich richtig genervt. Aber ehrlich gesagt, bringt einen das Ärgern am Ende nicht weiter, sondern beide Seiten sollten gemeinsam nach Lösungen suchen."
Was machst du eigentlich neben dem Basketballfeld?
"Ich arbeite bei einem Verein, der sich für die Belange von Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung einsetzt und kümmere mich dort um die Öffentlichkeitsarbeit. Der Lebens(t)raum e.V. wurde von drei Elternteilen gegründet, die jeweils ein behindertes Kind hatten, um Wohnraum für ihre Kinder zu schaffen. Die Idee war es, selbstbestimmte Wohnmöglichkeiten zu schaffen, in denen Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen ganz normal zusammen in einer Wohngemeinschaft leben können.
Neben der Öffentlichkeitsarbeit habe ich hier auch an verschiedenen Projekten des Vereins mitgearbeitet. So haben wir während der Corona-Zeit mit Hilfe der Katarina-Witt-Stiftung ein elektrisches Rollfiets erworben. Das muss man sich wie ein Fahrrad vorstellen, wo vor dem Lenker ein Sitz ist, in dem sich Klient*innen hineinsetzen können. Der Assistent fährt das Fahrrad mit Unterstützung eines elektrischen Antriebs. Damit kann man sich nicht nur innerhalb von Halle bewegen, sondern auch deutlich größere Distanzen zurücklegen und z.B. den Süßen See besuchen. Gerade während der Corona-Pandemie war das ein wirklich tolles Angebot.
Ansonsten sind in meiner Freizeit sämtliche Ballsportarten präsent. Ich spiele beispielsweise immer noch gern Fußball. Zum Entspannen geht es einmal im Jahr ans Meer um die Batterie wieder aufzutanken."
Warum Basketball? Oder könntest du dir eine ehrenamtliche Tätigkeit in einem anderen Genre vorstellen?
"Ich könnte mir vorstellen mich bei den Special-Olympics zu engagieren. Ich war bereits kurz davor, mich in diesem Bereich für einen Trainerschein anzumelden. Aber dann machte Corona mir einen Strich durch die Rechnung.
Ich muss aber auch sagen, dass ich immer eng mit dem Basketball verbunden war. Einer der Gründe dafür ist in meiner Kindheit zu finden. Es gab in Halle einst eine Sportanlage, das Sportdreieck. Da gab es insgesamt mehrere Basketballplätze direkt vor meiner Haustür. Von meinem Kinderzimmerfenster aus konnte ich direkt auf den Haupt-Court schauen. Immer, wenn ich Lust auf Basketball hatte, musste nur über den Zaun klettern oder durch die Tür gehen (lacht!) und schon war ich da. Auf dem Sportdreieck fand in den frühen Neunzigern das Reebok Blacktop-Basketball-Turnier statt. Buchstäblich direkt vor meiner Haustür. So viele Menschen, die gleichzeitig Basketball gespielt haben und das ganze Flair drumherum hat mich sehr geprägt und fest mit dem Basketball verbunden."
Wenn du einen Wunsch für den Basketball in Sachsen-Anhalt frei hättest, wie würde dieser lauten?
"Ich hätte zwei Wünsche: Als erstes würde ich mich über einen neuen Freiplatz in Halle freuen, der ein reiner Basketballplatz ist. Mit zwei Körben und bitte ohne Fußballtore.
Und darüber hinaus wünschte ich mir mehr Engagement auf allen Ebenen. Ob Trainer, Schiedsrichter oder engagierte Eltern. Ehrenamt ist keine Einbahnstraße und gibt einem auch persönlich etwas zurück. Man muss aber auch anerkennend sagen, das Ehrenamt -wie es hier praktiziert wird- ist einmalig in der Welt und zeichnet Deutschland aus. Darauf können wir stolz sein.“
Anmerkung der Redaktion:
Christian Huhn ist vor kurzem nach Bocholt in NRW gezogen. Der BVSA und die gesamte Basketballfamilie aus Sachsen-Anhalt bedankt sich für sein jahrelanges Engagement als Trainer und Vorstand, seinen Eifer, zahlreiche Kinder für den Basketball zu begeistern und nicht zuletzt für sein wohltätiges Engagement unter anderem bei rhinos4help, wofür es im Jahr 2021 den kleinen Stern des Sports in Bronze gab.
Alles Gute, Christian!
Du bist und bleibst immer ein Teil des Basketballs in Sachsen-Anhalt. And keep ballin`.
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