#dunkbar - Nr. 16: Florian Schierhorn und seine Schiedsrichtertätigkeit im Verband
In der 16. Ausgabe von #dunkbar bringt euch BVSA-Referent Paul Haring die nächste ehrenamtlich tätige Person aus unserer Basketball-Familie im traditionellem Interviewformat näher. Auf diesem Wege möchten wir weiterhin einen wichtigen Teil zur Anerkennungskultur des Ehrenamts im BVSA beitragen und Euch Personen näherbringen, die Ihr vielleicht noch nicht persönlich getroffen habt oder die Euch nur aus Spielberichten, dem Saisonheft oder E-Mail-Verteilern bekannt sind. Außerdem wird #dunkbar auch Einblicke in die unterschiedlichsten Aufgabenfelder von Ehrenamtlichen gewähren und ihre ganz persönliche Geschichte schildern.Gerne können Personen für diese Kategorie bei der BVSA-Geschäftsstelle vorgeschlagen werden.
Wie bist du zu deinem Ehrenamt gekommen? Wer hat dich angeworben?
Mein Verein, Topnados Halle, hat vor einigen Jahren dringend einen Schiedsrichter gesucht. Denn die Vereine können nur am Spielbetrieb teilnehmen, wenn sie Schiedsrichter stellen. Ich kann gar nicht genau sagen, warum gerade ich mich bereit erklärt habe. Vielleicht habe ich schon ganz entfernt das Ende meiner Zeit als aktiven Basketball-Spieler kommen sehen. Jedenfalls habe ich 2019 den Einsteiger-Lehrgang (LSE) absolviert. Ich war so mittelmäßig vor dem Kurs motiviert (lacht), aber Mona Kienast, Carsten Straube und Christian Möser haben einen guten Kurs organisiert und mein Interesse geweckt. Dann habe ich die ersten Spiele geleitet und erst dann verstanden, dass die Leitung von Basketballspielen ziemlich herausfordernd und aufregend ist. Die Regeln sind komplex, häufig sind die Entscheidungen knapp, die Emotionen gehen schnell hoch. Da sollte man mental and physisch fit sein, aber auch gut kommunizieren und ein Gespür für eine ausgewogene und faire Spielleitung entwickeln. Ich glaube, ich war am Anfang in all diesen Dingen ziemlich schlecht, aber motiviert besser zu werden. Heute, nach vielen Spielen und einigen Lehrgängen, pfeife ich in der höchsten Spielklasse Sachsen-Anhalts, in der Oberliga. Sebastian Günther und Hannes Eley seitens des BVSA, aber auch gestandene Refs wie Gerald Reiter, René Tews, Thomas Mähne und Bernd Vogel haben mich auf dem Weg dahin unterstützt. Danke an alle!
Wie sieht dein Ehrenamt aus? Aus welchen Aufgaben setzt es sich zusammen?
Ich bin als Basketballschiedsrichter in Sachsen-Anhalt aktiv. Da stehe ich grundsätzlich jedes Wochenende auf dem Parkett und leite Spiele im ganz Sachsen-Anhalt.
Wie viel Zeit investierst du?
In der Saison, von September bis Ende April, komme ich quasi ganze Wochenenden kaum aus den Sporthallen in Halle und sonst wo in Sachsen-Anhalt raus. Ich pfeife freiwillig viele Spiele, weil ich gemerkt habe, dass man nur vor allem mit der Erfahrung vieler Spiele und entsprechend vieler Spielsituationen besser wird. Für mich passt es auch, in der dunkleren und nicht so schönen Jahreszeit in den Hallen zu sein. Im Sommer bin ich viel lieber draußen. Seitdem ich pfeife, schaue ich recht viele Basketballspiele und achte darauf, was meine professionellen Kolleginnen und Kollegen da so machen. Aber als Investition im eigentlichen Sinne empfinde ich das nicht. Hinzu kommt noch mindestens ein eintägiger Lehrgang pro Jahr, für den ich ein paar Stunden Vorbereitung für den Regeltest aufwende.
Was macht dir Spaß und was ärgert dich?
Mein Verhältnis zum Pfeifen ist immer noch etwas ambivalent. Ich kann nicht sagen, dass das reiner Spaß ist. Dafür ist es körperlich und geistig zu fordernd und der Frust, der ja nicht selten bei den Schiris abgeladen wird, in den Hallen manchmal zu groß.
Vielmehr verspüre ich eine gewisse Faszination, die von dem Spiel und der Rolle als Spielleiter ausgeht. Kurz vor Tip-off liegt eine spezielle, Energie geladene Atmosphäre in der Halle. Das Interessante ist, dass dieses spezielle Knistern in allen Ligen, von den Kids bis zu den Senioren, zu spüren ist. Während des Spiels hadern Spieler und Spielerinnen und Coaches mit sich und den Entscheidungen. Richtige Entscheidungen und gute Kommunikation sind dann notwendig, um das Spiel in der Ruhe und Balance zu halten. Wenn das gut funktioniert, dann ist das befriedigend, fast spaßig. Ein schöner Aspekt ist der Kontakt zu vielen netten und engagierten Leuten aus der kleinen Basketballwelt. Da haben sich schon viele kleine Freundschaften entwickelt.
Was mich ärgert ist, wenn die Schiedsrichter-Community des BVSA nicht geschlossen zusammensteht. Ich denke, dass die Spielleitung nur dann gut funktionieren kann, wenn die Schiedsrichter geschlossen als Team auftreten. Ich habe zwar zu fast allen Schiedsrichter-Kollegen einen guten Draht, aber bis zu einer harmonischen Gruppe, die sich vertraut und unterstützt, ist es aus meiner Sicht noch ein gutes Stück.
Was machst du eigentlich neben dem Basketballfeld?
Ich bin Wissenschaftler im Bereich der Agrar- und Klimaforschung. Ich schreibe Forschungsartikel, berate Ministerien, halte Vorträge und Vorlesungen und betreue Abschlussarbeiten meiner Studierenden. Im Sommer bin ich viel (oft mit Hund und Freunden) draußen, mache viel Sport und organisiere ganz gern Partys und lege ab und an als DJ auf. Im Herbst und Winter einfach viel Basketball. Ich mag Skilanglauf, leider klappt das zu selten wegen Schnee- und/oder Zeitmangel. Ich lese viel. Generell suche ich immer mal wieder neue Reize und Herausforderungen und so bin dann auch zu dem Hobby als Schiedsrichter gekommen.
Warum Basketball? Oder könntest du dir eine ehrenamtliche Tätigkeit in einem anderen Genre vorstellen?
Klar, warum nicht.
Wenn du einen Wunsch für den Basketball in Sachsen-Anhalt frei hättest, wie würde dieser lauten?
Ich würde mir wünschen, dass Spieler, Trainer und weitere Akteure für eine etwas bessere Atmosphäre in den Hallen sorgen könnten. Manchmal ist die Stimmung bereits vor den Spielen und währenddessen nicht so positiv, wie ich mir das wünsche. Ich dachte lange, dass das normal so sei, bis mir andere von außen berichtet haben, dass das tatsächlich ein gewisses Problem in Sachsen-Anhalt ist. Es wäre doch schade, wenn der Frust und Aggressionen die Schönheit dieser tollen Sportart überdecken würde. Auch die Stimmung innerhalb der Schiedsrichter-Community in Sachsen-Anhalt könnte meiner Meinung nach etwas besser sein. Aber ich bin Optimist und glaube, dass das alles besser wird, hoffentlich auch ein bisschen durch meine Unterstützung. Wenn ich noch einen Wunsch äußern dürfte, dann wäre das der, dass alle Schiedsrichter des BVSA, egal in welcher Liga sie aktiv sind, mit allen erforderlichen Dingen wie gutsitzender Kleidung ausgestattet werden. Das würde die Außenwirkung der Schiedsrichter verbessern und die Attraktivität dieses Hobbies, vor allem für den Nachwuchs, erhöhen.
Was ist so toll daran, Schiedsrichter zu sein bzw. warum würdest du es weiterempfehlen?
Neben dem wirklich guten Fitness-Training, was das Schiedsrichten für mich ist, mag ich die unmittelbare Nähe zu dem Spiel. Dichter kann man nicht dran sein, an den Emotionen der Spieler und Spielerinnen, der Spieltaktik der Teams, der Physis und der extremen Geschwindigkeit, gerade in den höheren Ligen. Dann liegt es wesentlich am Auftreten und der Leistung der Schiedsrichter, ob das Spiel ruhig und fair abläuft. Wenn man enge und intensive Spiele durch viele richtige Entscheidungen, Teamwork und passende Kommunikation gut zu Ende führt, dann kann das schon Spaß bringen. Ich kann es weiterempfehlen, weil man vom Schiedsrichten ganz sicher einiges in die Welt außerhalb des Basketball mitnehmen kann: Soziale Interaktion und Kommunikation in Stresssituationen, schnelle Entscheidungen treffen, Selbstorganisation, Teamwork. Nicht zuletzt sind die meisten Basketballer nett und lässig und so bringt es Freude, viel Freizeit in dieser Community und mit dieser geilen Sportart zu verbringen.
Lieber Florian, alles Gute für dich!
Du bist und bleibst immer ein Teil des Basketballs in Sachsen-Anhalt. Danke für deine Arbeit!
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