Ein Montagabend in Zerbst. Als Freiwilligenkoordinator des BVSA hatte ich die Möglichkeit, dem Vorstand bei seiner Arbeit einmal über die Schulter zu schauen. Die Frage, die sich mir im Vorfeld am häufigsten stellte, lautete: „Was machen die da eigentlich?“
Erwartungen und Ablauf
Meine Erwartungen, wie solch eine Sitzung abläuft, waren recht überschaubar. Man denkt an Protokolle, Satzungen und Ordnungen, Anträge, festes Schuhwerk, Hemden und Krawatten. Aber dieses Treffen war deutlich lockerer und entspannter, als man es erwarten würde. Kein strenges Regiment des Vorsitzenden oder eine strikt protokollarische Abfolge der Themen.
Natürlich muss sich der Vorstand eines Landesverbands bestimmte Regeln auferlegen, um effektiv arbeiten zu können. Jedoch habe ich - zugegeben, ein wenig überrascht - ein junges, eingespieltes Team in einer angenehmen Atmosphäre vorgefunden. Stets konnte sich jeder Teilnehmer einbringen, auch ressortübergreifend. Jeder wurde angehört, niemand unterbrochen oder nicht ernst genommen. Man bemerkte keine Hierarchie oder Hackordnung. Vielmehr hatte ich das Gefühl, es treffen sich Basketball-Leidenschaftler zur gemeinsamen Diskussion und Weiterentwicklung von Basketball- und Verbandsorganisation.
Dass dies auch beim DBB so gesehen wird, bewies gleich einer der ersten Beiträge das Abends: Der Vorsitzende Thomas Schaarschmidt berichtete nicht ohne Stolz, dass ein kleiner Landesverband wie der BVSA mittlerweile in drei Kommissionen (Sport/Finanzen/ Freizeit- und Breitensport) des DBB Vertreter entsendet. Man wird also auch deutschlandweit gehört.
Selbstverständlich werden auch kontroverse Diskussionen geführt, aber das ist auch so gewollt. Jedoch stets lösungsorientiert und mit einem Konsens, der für alle vertretbar und vor allem für die Vereine nachvollziehbar ist. Dadurch, dass alle Vorstandsmitglieder aus unterschiedlichen Vereinen und Regionen des Landes kommen, sind viele verschiedene Ansichten vertreten. Die Arbeit des Vorstands soll ja auch allen Vereinen zugutekommen. Denn am Ende sind die unzähligen großen wie kleinen Vereine in Sachsen-Anhalt die Daseinsberechtigung für jedes einzelne Vorstandsmitglied.
Sicherlich werden manchmal auch Entscheidungen getroffen, die aus Vereinssicht schwer nachvollziehbar sind. Aber man muss beachten, dass man sich als Verantwortlicher im BVSA auch an den übergeordneten Verbänden orientieren muss. Schließlich bestimmen der DOSB, der LSB, der DBB und nicht zuletzt der Basketball-Weltverband FIBA die Rahmenbedingungen, um nur einige zu nennen. Diese Vorgaben und Bedingungen gilt es, dann zu praxisorientierten Lösungen umzuwandeln.
Beeindruckend ist zudem die Fachkompetenz der Verantwortlichen. Wenn man es genau nimmt, kommen bei diesen Treffen Anwälte, Marketingexperten, Datenschutzbeauftrage, Bundesliga-Schiedsrichter, Buchhalter, Sportwissenschaftler, Trainer aus dem Leistungssportsektor und vor allem „Macher“ zusammen, die immer wieder unter Zeitdruck komplexe Problemstellungen überwinden.
Lösungen erscheinen selbstverständlich, weil es nur dann auffällt, wenn es irgendwo knirscht. Die erarbeiteten Lösungen schaffen wiederum die Grundlage dafür, dass jeder Basketballbegeisterte, ob Leistungssportler oder Freizeitspieler, Schieds- oder Kampfrichter, Trainer oder Kassenwart, Kind oder Elternteil, Strukturen vorfindet, in denen er sich verwirklichen, einbringen und nicht weniger als seinen ganz persönlichen Teil zur Gestaltung unserer Gesellschaft beitragen kann.
Ressourcen sind begrenzt
Welche Erfolge der Vorstand vorweisen kann, wird offensichtlich, wenn man sich die Entwicklung der Zahlen anschaut. Teilnehmerausweise, Vereinsgründungen oder die Anzahl der Schiedsrichter gehen nach oben. Immer wieder werden neue, innovative Projekte angeschoben. Und das trotz begrenzter Kapazitäten in Sachen Manpower.
Genau dort sehe ich aber ein Problem. Der Vorstand setzt sich stets ambitionierte Ziele und jedes Ressort bündelt zahlreiche Aufgaben in sich. Als Freiwilligenkoordinator merkte ich aber, dass viele Vorstände ihren eigenen, hohen Ansprüchen nicht immer gerecht werden können. Einige Projekte könnten mehr helfende Hände gebrauchen, um die gesetzten Ziele vollends zu erreichen. Es kommt auch vor, dass manche Ideen nicht in die Tat umgesetzt werden, da es an Leuten fehlt. Wahrscheinlich ließe sich der Erfolg durch zusätzlich Engagierte noch erhöhen.
Darüber hinaus muss man sich aber eines ganz bewusst vor Augen führen: Die Mitglieder des Vorstandes leisten ihre Dienste in ihrer Freizeit – oftmals noch zusätzlich zu einem Vereinsengagement. Neben dem Beruf und der Familie - und das unentgeltlich! Einfach aus Liebe zum Sport, weil sie etwas bewegen möchten und weil es ihnen Spaß macht.
Wer diese Arbeit für den Basketball in Sachsen-Anhalt leistet, kann man gern unter diesem Link in Erfahrung bringen.
Übrigens – jeder kann stets an einer BVSA-Vorstandssitzung als Gast teilnehmen. Die nächste Chance dazu bietet sich am 15.10.2018. Natürlich solltet Ihr Euch vorher bei der BVSA-Geschäftsstelle anmelden.
Um auf meine Eingangsfrage zurückzukommen – „Was machen die da eigentlich?“ Lautet meine Antwort: „Alles! Sodass wir in Ruhe dem orangefarbenen Ball hinterherjagen können.“
In diesem Sinne - Keep ballin!
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