Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier, dann klopfen die Flüchtlinge an die Brockenwirtstür. Zwar war es noch nicht dervierte Advent, sondern erst der dritte, doch die Gruppe der „Volley-Kids – Welcome!“ machte sich an diesem vorweihnachtlichen Sonntag auf zum höchsten Berg Sachsen-Anhalts. Mit den Projektleitern Felix Süssig und Jakob Dörre lernten sie nicht nur diesen für sie neuen Teil des Bundeslandes kennen, sondern erfüllten nebenbei auch noch den ersten Teil einer Aufgabe, die über mehrere Etappen führt.
An einem Sonntag im Dezember erwartet man auf dem Brocken gewiss nicht das beste Wetter und so startete die multinationale Gruppe aus Afghanen, Iranern,
Kolumbianern und Deutschen auch bei Nebel und Regen ihren ersten Brockenaufstieg vom Luftkur- und Wintersportort Schierke aus. Außer Sonnenschein war alles dabei - von Eisregen über Sturmböen bis hin zum leise rieselnden Schnee folgten noch weitere Witterungen. Ungeachtet dieser Umstände waren alle Teilnehmer der Wanderung guter Laune, während sie den kürzesten und steilsten Aufstieg über den Hexensteig absolvierten. Und auch die Mühen, die dieser Weg hin und wieder bereitete, war für die Gruppe kein Hindernis sich immer kommunikativ an der Aktion zu beteiligen. Die jungen Männer und Jugendlichen genossen vor allem die neuen Eindrücke aus der Harzregion, die sie bewundern konnten.
Neu waren auch einige Traditionen: Die Flüchtlinge und ausländischen Studenten lernten unter anderem Dinge wie den Weihnachtsstollen und Lebkuchen kennen. Dazu wurde von der freundlichen Bedienung des Brockenwirts eine heiße Schokolade als Getränk serviert, was für einige Teilnehmer eine neue Geschmackserfahrung war. Natürlich teilten alle Wanderer die Leckereien ganz weihnachtlich und niemand kam zu kurz. Im Gegenzug erzählten die Flüchtlinge aus Nahost von muslimischen oder persischen Traditionen, die in Deutschland nicht gefeiert werden.
Neben der recht vernebelten Aussicht, die für den Brocken mit durchschnittlich 306 Nebeltagen typisch ist und der weihnachtlichen Speisung hatten die jungen Männer jedoch noch eine Aufgabe zu erfüllen. Sie überbrachten dem Brockenwirt im Turmcafé zwei Bälle und weihnachtliche Gaben, denn die Idee war es, gemeinsam mit dem Basketball-Verband Sachsen-Anhalts (BVSA), der ebenfalls ein Projekt zur Flüchtlingsintegration unterstützt, jeweils einen Ball zur Bergspitze zu bringen und diesen solange zu verwahren bis im Folgejahr eine weitere Gruppe Asylsuchender und Flüchtlinge diesen wieder abholen kommt. Am vergangenen Sonntag konnten zwar noch nicht alle dabei sein, jedoch wurden bereits der Volleyball vom Volleyball-Verband Sachsen-Anhalt und ein Basketball vom Basketball-Verband stellvertretend übergeben.
Jakob Dörre stellt fest: „Die Aktion zeigt, dass auch fachverbandsübergreifend das Thema zur Integration durch den Sport gelebt wird und Symbol-Charakter für alle Projekte mit Flüchtlingen oder Asylsuchenden trägt.“
Mit diesen positiven Gedanken im Gepäck und vorweihnachtlicher Stimmung am 3. Advent freuen sich die Projektverantwortlichen bereits auf die Fortsetzung im neuen Jahr, wenn der nächste Teil der Aufgabe und ein weiterer Brockenaufstieg ansteht, bei dem die Bälle wieder in die Obhut der Flüchtlingsgruppe genommen werden sollen. Dann allerdings hoffentlich bei sonnigerem Wetter.
Felix Süssig
Volleyball-Verband Sachsen-Anhalt
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