In der aktuellen Ausgabe von #dunkbar bringt Euch BVSA-Freiwilligenkoordinator Franz Bender die nächste ehrenamtlich tätige Person aus unserer Basketballfamilie in Sachsen-Anhalt in traditionellem Interviewformat näher.
Auf diesem Wege möchten wir weiterhin einen wichtigen Teil zur Anerkennungskultur des Ehrenamts im BVSA beitragen und Euch Personen näherbringen, die Ihr vielleicht noch nicht persönlich getroffen habt oder die Euch nur aus Spielberichten, dem Saisonheft oder E-Mail-Verteilern bekannt sind. Außerdem wird #dunkbar auch Einblicke in die unterschiedlichsten Aufgabenfelder von Ehrenamtlichen gewähren und ihre ganz persönliche Geschichte schildern. Gerne können Personen für diese Kategorie bei der BVSA-Geschäftsstelle vorgeschlagen werden. Die aktuelle Ausgabe von #dunkbar stellt Euch nun Marcel Meyer vom MTV Wittenberg vor.
Wie bist du zu deinem Ehrenamt gekommen? Wer hat dich angeworben?
"Angefangen hat alles tatsächlich mit einem Computerspiel. NBA live 95. Das habe ich rauf und runter gespielt. Da ich als Jugendlicher auch ziemlich sportlich war, bin ich irgendwann auf die Idee gekommen, Basketball auch auf dem Freiplatz -statt nur auf dem Computer- zu spielen. Hinzu kam, dass die NBA damals im Fernsehen deutlich präsenter war als heutzutage. Das spielte sich alles im Jahr 1995 ab, zur Zeit des großen Michael-Jordan-Hypes. Michael Jordan war zu dieser Zeit gerade nach einem Jahr Pause in die NBA zurückgekehrt. Da ich mich erst seit Kurzem für Basketball und die NBA interessierte, kannte ich ihn gar nicht. Ich weiß noch wie ich dachte: ´Jetzt kommt hier so einer, der irgendwann mal Meister war und denkt, er könne den dicken Max machen.´ Ich musste jedoch irgendwann eingestehen, dass er gar nicht so schlecht war. (lacht)
Nach kurzer Zeit habe ich mich dann in Wittenberg der Abteilung Basketball des MTV angeschlossen und hatte mit 16 Jahren (1996) mein erstes Punkt-Spiel. Die Begeisterung für den Basketball wuchs stetig und ging so weit, dass ich 1997 -während der Schulzeit- allein mit dem Bus nach Paris gefahren bin, um die Chicago Bulls bei der McDonalds Championship zu sehen.
Auch während meines Studiums habe ich in der Uni Basketball gespielt. Die Verbindung zum orangefarbenen Leder ist also nie abgerissen.
Vor 2 Jahren hatte Boris Cantje angekündigt, sich aus dem Organisatorischen und dem Trainingsalltag der Abteilung Basketball des MTV zurückzuziehen und lediglich seine Vorstandstätigkeit weiterhin auszuüben. Er hatte damals die U18 und die U20 unter seinen Fittichen. Das habe ich dann von ihm übernommen. Ich wollte einfach vermeiden, dass der Basketball langfristig aus Wittenberg verschwindet. Deshalb bin ich Trainer im Jugendbereich geworden."
Wie sieht dein Ehrenamt aus? Aus welchen Aufgaben setzt es sich zusammen?
"Hauptsächlich kümmere ich mich um das Training der Kinder und Jugendlichen. Das sind jeweils zwei Trainingseinheiten, dienstags und freitags. Freitags ist anschließend noch das Training der Herrenmannschaft. Für mich ist die Arbeit mit den Kindern noch viel ´learning by doing´. Mir ist wichtig, dass jeder kleine Fortschritte macht. Ich selbst lerne viel dazu. Und die Kinder auch. Schließlich will man in der nächsten Woche nicht wieder bei null anfangen.
Außerdem kümmere ich mich um die Beantragung der Hallenzeiten. Das muss jedes Jahr neu organisiert werden und ist ein ziemlicher Kampf. Im Augenblick sind wir nur mit der Männermannschaft im Spielbetreib. Dort übernehme ich auch ein paar Aufgaben, z. B. Spieler melden, Statistiken eintragen und viele andere Kleinigkeiten. Ansonsten coachen wir uns im Herren-Bereich eigentlich gegenseitig. Jeder aus dem Team bringt sich mit ein."
Wie viel Zeit investierst du?
"Pro Woche sind es etwa 8-10 Stunden. Die Zeit verbringe ich hauptsächlich in der Sporthalle. Die Vorbereitung des Trainings mache ich meistens am Vormittag des Trainingstages. Aber es ist immer schwierig, die Trainings zu planen, wenn man nicht genau weiß, wieviel Leute kommen."
Was macht dir Spaß und was ärgert dich?
"Am meisten Spaß macht mir tatsächlich die Trainingsarbeit. Das war schon als Jugendlicher so. Ich würde mich selbst als eine Art Trainingsweltmeister bezeichnen. Das bereitet mir tatsächlich mehr Freude als der Wettkampf. Aber die Kids wollen natürlich auch gegen andere Teams spielen und gewinnen. Sie sehen jedoch noch nicht, dass dafür viel Training notwendig ist. Ihnen das beizubringen, sehe ich unter anderem als meine Aufgabe.
Als ärgerlich empfinde ich viele organisatorische Dinge im Umfeld des Basketballs. Beispielsweise, wie oben geschildert, die Beantragung der Hallenzeiten. Diese Vergabe und Nutzung der Sportstätten scheint mir oft nicht transparent."
Was machst du eigentlich neben dem Basketballfeld?
"Ich habe in Leipzig Wirtschaftsingenieurwesen studiert und arbeite derzeit im Fahrzeugbau bei einer Firma in Elster, in der Nähe von Wittenberg. Dort bauen wir Fahrzeuge für den Katastrophenschutz. Hauptsächlich für das Technische Hilfswerk, die Feuerwehr oder das Militär. Da der Hauptsitz der Firma im schönen Zillertal in Österreich liegt, verbinden wir gern einen Besuch meiner Kollegen mit unserem Urlaub. Dort gehen wir gern klettern oder fahren Ski.
Wir, das sind meine Freundin Jana Koch, ihre 13-jährige Tochter und ich. Jana und ich haben uns übrigens durch den Basketball kennengelernt. Sie kommt eigentlich aus Halle und hat dort vor einiger Zeit in der ersten Basketball-Bundesliga gespielt. Wir leben seit ein paar Jahren zusammen in Wittenberg. Janas Mutter, Sigrun Koch, ist ein echtes Basketball-Urgestein und war zeitweise Trainerin von Andi Obst, der mittlerweile Nationalspieler ist. In einer MDR-Doku () wurde sie zu ihrem ehemaligen Schützling befragt. (MDR: Doku über Andi Obst)
Basketball ist bei uns somit sehr präsent und meine Freundin verpasst auch nur selten ein Spiel im Fernsehen.
Ich interessiere mich aber auch für viele andere Sportarten. In der Vergangenheit bin ich viel Rennrad gefahren und vor 2 Jahren habe ich den Golfsport für mich entdeckt. Seit dem Sommer besitze ich sogar die sogenannte Platzreife. Und wenn ich am Atlantik bin, dann surfe ich sehr gerne. Aber dazu kommt man eher selten. Manchmal fahre ich zum Surf-Weltcup, schaue mir die Profis an und nehme das als Ansporn, besser zu werden." (lacht)
Warum Basketball? Könntest du dir eine ehrenamtliche Tätigkeit in einem anderen Genre vorstellen?
"Ich bin halt seit meiner Jugend mit dem Basketball verbunden. Mir liegt viel daran, den Basketball in Wittenberg zu erhalten und zu fördern. Meine Motivation ziehe ich aus den tollen Spielen und den lachenden Kindern. Meine Freundin unterstützt mich zum Glück. Ehrlich gesagt war sie etwas überrascht, dass in Wittenberg überhaupt ein Basketballverein existent. Sie findet es großartig, dass ich den Jugendbereich durch mein Engagement am Leben halte und unterstützt uns auch beim Kampfgericht."
Wenn du einen Wunsch für den Basketball in Sachsen-Anhalt frei hättest, wie würde dieser lauten?
"Es wäre wirklich toll, wenn sich noch mehr Jugendliche für den Sport interessieren würden. Das wäre vielleicht der Fall, wenn es mehr frei zugängliche Freiplätze gäbe. Die befinden sich in Wittenberg häufig auf einem Schulgelände, welches man nachmittags nicht betreten darf. Eine Vereinfachung der Regeln würde vielen Kids wahrscheinlich auch den Zugang zur Sportart erleichtern.
Außerdem ist Basketball in den Medien nicht so präsent. Selbst die Jugendlichen, die ich trainiere, interessieren sich außerhalb der Sporthalle kaum für Basketball. Deshalb versuche ich, mit ihnen zu Spielen vom ALBA Berlin oder den Syntainics MBC zu fahren, um etwas Interesse zu wecken. Ich weiß noch, wie groß unser Interesse als Jugendliche war. Wir sind noch mitten in der Nacht aufgestanden und haben uns Chicago gegen Utah angeschaut. Anschließend sind wir völlig übermüdet zur Schule gegangen." (lacht)
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