#dunkbar - Nr. 6: Ein Vorbild auf ganzer Linie

Mittwoch, 28. November 2018

#dunkbar - Nr. 6: Stephan Schneider

In der sechsten Ausgabe von #dunkbar wird Euch BVSA-Freiwilligenkoordinator Franz Bender die nächste ehrenamtlich tätige Persönlichkeit aus der Basketballfamilie Sachsen-Anhalts vorstellen. Im bekannten Format wird durch das Interview geführt. Zuletzt waren wir in Stendal - nun geht es in die Heimtstadt von Katharina der Großen.

Auf diesem Wege möchten wir weiterhin einen Teil zur Anerkennungskultur des Ehrenamts im BVSA beitragen und Euch Personen näherbringen, die Ihr vielleicht noch nicht persönlich getroffen habt oder die Euch nur aus Spielberichten, dem Saisonheft oder E-Mail-Verteilern bekannt sind. Außerdem wird #dunkbar auch Einblicke in die unterschiedlichsten Aufgabenfelder von Ehrenamtlichen gewähren und ihre ganz persönliche Geschichte schildern. Gerne können Personen für diese Kategorie bei der BVSA-Geschäftsstelle vorgeschlagen werden. Die aktuelle Ausgabe von #dunkbar stellt Euch nun Stephan Schneider von TV Gut Heil Zerbst vor.

Stephan Schneider aus Zerbst stellt sich in #dunkbar vor // Foto: Sport Print Zander

Wie bist Du zu Deinem Ehrenamt gekommen? Wer hat Dich angeworben?

"Zum Basketball kam ich 2006. Eigentlich hatte ich mit Sport nichts am Hut, aber weil ich zwischen meinem 14. und 16. Lebensjahr ca. 20cm gewachsen bin, hatte ich massive Rückenprobleme und die Ärzte rieten mir, Sport zu treiben. Mein Vater war dann so freundlich (grinst) und hat mich einfach zum Basketballtraining des TV „Gut Heil“ Zerbst angemeldet. Es hat mir auf Anhieb Spaß gemacht. Und mit einer Körpergröße von zwei Metern hatte ich auch gewisse Vorteile (lacht).

Ralf Gohl war schließlich derjenige, der mich für ein Ehrenamt angeworben hat. Er suchte Leute fürs Kampfgericht. Deshalb habe ich mich vor ungefähr fünf Jahren von ihm zum Schreiber ausbilden lassen. Anschließend kümmerte ich mich, immer wenn es notwendig war, als Kampfrichter um die Spielberichtsbögen. Im Zuge der Neuausrichtung der Abteilung Basketball vor drei Jahren fielen zahlreiche neue Aufgaben an. So wurde ich dann schließlich Kampfrichter-Organisator."

Wie sieht Dein Ehrenamt aus? Aus welchen Aufgaben setzt es sich zusammen?

"Die Organisation des Kampfgerichts beinhaltet zu jedem Heimspiel, alle Stühle am Kampfrichtertisch zu besetzen. D.h. Scoreboard, Anschreiber und die Zeitnehmer für die 24 Sekunden- und die Spieluhr. Meistens haben wir auch noch einen Ersatzmann vor Ort, falls jemand kurzfristig ausfällt. Aber auch die Ausbildung des Nachwuchses gehört dazu. Ich versuche immer, die Jugendlichen bei den Spielen der Herren mit an den Tisch zu setzen, sodass sie erste Erfahrungen sammeln können. Und ich organisiere Schreiber-Lehrgänge, um das Ausfüllen des Spielberichtsbogens (SBB) zu üben. Außerdem haben wir eine Kampfrichter-Kasse eingeführt, in die jeder Spieler am Anfang der Saison 15 Euro einzahlt. Pro Einsatz am Kampfgericht bekommt derjenige fünf Euro zurück. Bedeutet, wer dreimal hilft, hat sein Geld wieder raus. Wer häufiger aushilft, kann sich sogar etwas dazuverdienen.

Mein „zweites Standbein“ ist das Scouting. Wir erstellen bei jedem Spiel der Herren eine Statistik mit Rebounds, Blocks, Steals, Fehlwürfen und allem, was man sonst so erfassen kann. Diese wird dann mit dem Spielberichtsbogen abgeglichen und kurz nach dem Spiel, geschützt durch ein Passwort, auf unserer Website online gestellt. Vor allem der Trainer profitiert davon und kann mithilfe der Statistiken eine umfassende Spielauswertung erstellen. Aber auch die Spieler schauen gern nach, in welchen Bereichen sie sich verbessert haben oder noch verbessern können.

Darüber hinaus bin ich auch bei den Treffen des Abteilungsvorstands dabei, bringe mich ein wenig mit ein und schreibe das Protokoll. Ab und zu kam es vor, dass ich bei Spielen der ganz Kleinen als Aushilfscoach eingesprungen bin. Außerdem organisiere ich zusammen mit Ralf Gohl unsere abteilungsinternen Events, wie kleinere Feiern, Grillabende und auch größere Veranstaltungen, wie das jährliche Weihnachtsturnier mit sechs bis zehn Mannschaften."

Wie viel Zeit investierst Du für Deine ehrenamtlichen Tätigkeiten?

"Das ist wirklich schwer zu beantworten. Anfangs war es eine ziemliche Herausforderung für mich, ausreichend Freiwillige zu finden. Denn sämtliche Kampfrichter für fünf Teams im Spielbetrieb zu organisieren, ist schon eine Mammut-Aufgabe. Da sind im Laufe einer Saison über 100 Stühle zu besetzen. Mittlerweile bin ich schon etwas routinierter und kann sagen, dass ich seit vier Jahren, in denen ich das Amt ausübe, bei allen Spielen der Kampfrichter-Tisch nie leer geblieben ist. Dafür mussten wir uns aber auch was einfallen lassen. Beispielsweise haben wir externe Leute zu Schreibern und Kampfrichtern angelernt. Oder die angesprochene Prämie für Kampfrichter eingeführt, um zusätzliche Anreize schaffen. Man kann sagen, wenn alles problemlos läuft, dann kommen ca. fünf bis sieben Wochenstunden zusammen, die ich investiere. Bei der Organisation von Events kommen natürlich etliche Stunden hinzu."

Was macht Dir Spaß und was ärgert Dich?

"Ich freue mich, wenn ich einen guten Job gemacht habe und alles reibungslos klappt. Außerdem ist es Balsam für die Seele, wenn man den Dank und Respekt der Leute um einen drumherum spürt. Das motiviert einen schon sehr.

Ich ärgere mich, wenn ich einfach sitzengelassen werde. Ich gebe immer mein Bestes, hänge mich voll rein und dann halten manche Leute sich nicht an Absprachen. Kurz gesagt: Unzuverlässigkeit ärgert mich!"

Stephan Schneider auf Korbjagd für Gut Heil Zerbst // Foto: Sport Print Zander

Was machst Du eigentlich abseits des Basketballfeldes?

"Eigentlich studiere ich Elektrotechnik an der Uni in Magdeburg und arbeite nebenbei in einem Maschinenbauunternehmen, um mir meine Brötchen zuverdienen. Es steht nur noch die Masterarbeit aus, dann habe ich mein Studium endlich abgeschlossen.

Aber im Grunde kümmere ich mich hauptsächlich um meine Mutter, die seit 30 Jahren schwer an Multiple Sklerose erkrankt ist und im Rollstuhl sitzt. Ich teile mir das mit meinem Vater, da die Pflege allein einfach nicht zu schaffen ist. Wir würden sie niemals in ein Pflegeheim geben, da die Zustände dort einfach unwürdig sind. Deshalb habe ich mich schlau gemacht und eine Intensivpflege für sie beantragt. Es ist ein langer steiniger Weg diese Form der Pflege durchzusetzen. Deshalb habe ich mich vom Studium vorerst beurlauben lassen und bin bei meiner Arbeit in Teilzeit gegangen. Zuhause haben wir alles barrierefrei umgebaut. Deshalb musste ich auch beim Basketball kürzer treten. Anders lässt sich dieser Berg an Arbeit überhaupt nicht bewältigen.

Trotz der vielen Aufgaben, habe ich mich aber ganz bewusst nie aus dem Basketball zurückgezogen, weil ich das Gefühl habe, durch meine Tätigkeiten stets dazuzulernen. Man sollte nie aufhören zu lernen und sich auch nicht unterkriegen lassen. Ich habe für mich einen Leitspruch, der das ganz gut auf den Punkt bringt: Wenn der Tag nicht Dein Freund war, so war er Dein Lehrer."

Warum Basketball? Oder könntest Du Dir eine ehrenamtliche Tätigkeit auch in einem anderen Genre vorstellen?

"Ich bin auch noch in einer Selbsthilfegruppe ‚Wachkoma und Angehörige‘ aktiv. Wir treffen uns monatlich in Tangermünde, tauschen Neuigkeiten aus und geben uns gegenseitig Tipps. Dort bekam ich auch die Information, dass meine Mutter Anspruch auf Intensivpflege hat und an welche Institution ich mich wenden kann. Ich kann nur jedem wärmstens empfehlen, der sich in einer Pflegesituation befindet, offen darüber zu sprechen und sich Gleichgesinnte zu suchen, die einem weiterhelfen können. Von alleine hilft einem keiner."


Wenn Du einen Wunsch für den Basketball in Sachsen-Anhalt frei hättest, wie würde dieser lauten?

"Ich wünsche mir auf jeden Fall mehr Engagierte beim Basketball. Vor allem junge Leute. Davon lebt der Sport nun mal. Außerdem würde ich mich auch sehr über mehr Profimannschaften aus Sachsen-Anhalt in der Bundesliga und mehr mediale Aufmerksamkeit für den Basketballsport generell freuen. Dann merkt die allgemeine Bevölkerung vielleicht, dass es abseits von Fußball auch andere coole Sportarten gibt. Mein absoluter Traum wäre eine Ära des Basketballs, wie zu Zeiten Michael Jordans. (lacht)"


#dunkbar - Nr. 1: Clemens Herold - Basket Bears Bernburg

#dunkbar - Nr. 2: René Stephan - Aschersleben Tigers

#dunkbar - Nr. 3: Thomas von Glahn - VfL Kalbe/Milde

#dunkbar - Nr. 4: Toni Jüstel - SV Zörbig

#dunkbar - Nr. 5: Adrian Stock - BBC Stendal

Franz Bender BVSA Freiwilligenkoordinator E-Mail: ehrenamt@bvsa.de

Florian König ehemaliger Geschäftsführer Telefon: 0345 77891509
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